Zähneknirschen ganzheitlich betrachtet
80 Prozent der Deutschen knirschen zumindest gelegentlich mit den Zähnen, 20 Prozent tun es ständig und wachen am Morgen mit Schmerzen und Verspannungen auf. Doch was kann dagegen helfen? Welche Konzepte Du in der naturheilkundlichen Praxis finden kannst und einige meiner Erfahrungen aus der Praxis habe ich hier kurz zusammengefasst.
Ursachen
In schwierigen Situationen muss man manchmal „die Zähne zusammenbeißen“, also durchhalten und weitermachen, obwohl die Umstände eigentlich unerträglich scheinen. Stress, Druck, Zeitmangel, private Probleme und schwierige Arbeitsbedingungen gehören zu den Dingen, die viele Menschen alltäglich belasten. Wenn einfach alles zu viel wird, wäre es wohl angebracht, mal richtig auf den Tisch zu hauen, seinem Ärger Luft zu machen und sehr deutlich eine Grenze zu ziehen, um sich selbst zu schützen. Doch all das bringt Ärger mit sich, kann neue Probleme aufwerfen und erfordert, dass wir selbstbewusst und selbstsicher für uns einstehen können. Daher gehen viele Menschen – in einer Gesellschaft, in der es wahnsinnig wichtig ist, reibungslos zu funktionieren – einen stillen Weg, machen die Probleme lieber mit sich selbst aus und schlucken den Befreiungsschlag zusammen mit dem Ärger und dem Stress herunter.
Mit der Zeit summieren sich jedoch all die verdrängten Konflikte und brechen dann in der Nacht unbewusst aus, so dass man dann ordentlich daran zu kauen hat.
Der Bruxismus – so der medizinische Fachbegriff für das nächtliche Zähneknirschen – kann Ausdruck einer Depression sein und ist daher nicht nur an den Zähnen zu behandeln, sondern unbedingt ganzheitlich zu betrachten. Der Gang zum Zahnarzt ist trotzdem unerlässlich!
Die Zähne zeigen
„Die schönste Art Zähne zu zeigen, ist ein Lächeln“, wie es so schön heißt. Dieser Spruch drückt aus, was wir uns alle wünschen: dass wir leicht und locker Grenzen ziehen und Nein sagen können. Als „Knirscher“ muss man sich unbedingt fragen, wo die Belastungen liegen und sie dann aktiv in Gesprächen angehen. Jammern und Resignieren reichen dabei nicht.
Die eigenen unguten Emotionen (Ängste, Ärger, Frust…) müssen aktiv angegangen und besprochen werden, bevor die Aggressionen nur im eigenen Inneren ausgelebt werden und sich gegen sich selbst richten.
Das Knirschen mit den Zähnen kann auch Ausdruck einer Depression sein, die – gründlich unterdrückt und ignoriert – ihren Wegüber den Körper nach außen sucht.
Aktive Hilfe in der Naturheilpraxis
Nach einiger Zeit nächtlichen Knirschens verspannen sich die Muskeln in Hals, Kiefer, Nacken und Schultern. Weitere Schmerzen und Spannungsgefühle kommen zu den schon in Mitleidenschaft gezogenen Zähne dazu. Dagegen hilft auch die Knirsch-Schiene nicht. Daher tut weitere Hilfe Not!
Zuerst einmal sollte die gesamte Schulter-Nacken-Partie und der Kiefer entspannt werden. Neben der Akupunktur und Gua Sha, wende ich dafür die Osteopressur nach Liebscher & Bracht an. Schon nach wenigen Behandlungen ist die Entspannung deutlich spürbar. Zusätzlich klingen oft Kopfschmerzen und Schmerzen in den Armen ab.
Damit das auch so bleibt, ist es wichtig, dass du auch zu Hause etwas dafür tun kannst: Dehn-Übungen und Selbstmassagen aus dem Qigong sind hier ideal. Zumindest lockern sie die verspannten Muskeln und lösen so Schmerzen und Spannungszustände.
Manchmal ist eine Psychotherapie sinnvoll. Falls eine, bisher unbemerkte, Depression besteht oder man alleine einfach nicht aus den Mechanismen des Zähne-Zusammen-Beißens herauskommt.
Wie weiter oben im Text schon beschrieben, kommen die Spannungen und das nächtliche wiederkäuen der Probleme von Innen. Alleine die Muskeln zu lockern hilft da nur kurzfristig…
Was man selbst tun kann
Langfristig braucht es innere Entspannung und Ausgeglichenheit (neben dem nötigen „Biss“ im Umgang mit stressigen Situationen und Menschen), damit das Knirschen nicht nach einigen Wochen wieder da ist. Die Frage „Was brauche ich, um zufriedener und entspannter zu werden?“ ist daher eine zentrale Hausaufgabe. Sie sollte nicht nur theoretisch im Kopf „durchgekaut“ werden, sondern auch praktische Veränderungen nach sich ziehen (siehe dazu Yang Sheng). Eine wertvolle Hilfe können dabei Qigong, Meditation, Yoga und musische oder künstlerische Tätigkeiten sein. Alles was dabei unterstützt, dass man die eigene Mitte wiederfindet, Stress abbaut, Emotionen klärt und das Innere befreit nach außen tragen kann, ist nicht einfach „nur“ Hobby, sondern ein Stück Lebenspflege!
Einen achtsamen, liebevollen und heilsamen Umgang mit sich selbst zu finden, setzt voraus, sich die Zeit und Ruhe dafür zu nehmen! Sehr wichtig ist es daher, Zeiten einzuplanen, die für das Durchatmen und Regenerieren reserviert sind. Am besten nicht als stressverstärkender Punkt im vollgestopften Terminkalender.
Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass nicht die Übung (z.B. des Qigong) den Menschen verändert, sondern seine Einstellung, seine innere Ausrichtung und seine Achtsamkeit, die volle Kraft der Übung erst entfalten lässt.
Harmonie aus dem Pflanzenreich
Sanft und gut verträglich sind individuelle Tee-Mischungen, die leicht entspannen und die inneren Prozesse auf dem Weg zu mehr Entspannung und Konfliktbereinigung unterstützen.
Da ich ätherische Öle gerne mag und anwende, empfehle ich sie gerne für die Duftlampe/den Diffusor. Je nachdem, welche Wirkung man betonen möchte, unterstützen die Öle beim Entspannen, verbessern die Stimmung, geben Mut und Kraft.
Sehr angenehm sind ätherische Öle als Zusatz für ein Massage-Öl, dass man jeden Abend im Gesicht und im Nacken einmassieren kann. Die Zeit kannst du nutzen, um in dich hinein zu spüren, zur Ruhe zu kommen und einfach für dich da zu sein.
Massage-Öl bei Zähneknirschen:
5 Tropfen Lavendel
3 Tropfen Bergamotte
3 Tropfen Pfefferminze
3 Tropfen Latschenkiefer
in 50 ml Mandel-Öl, gut vermischen und vor der Anwendung schütteln.
Reibe das Öl abends auf Kiefer und Nacken. Nimm dir dafür 5 Minuten Zeit, massiere die verspannten Stellen. Lächle dabei und bleibe ganz bei dir – vermeide, über Probleme, Vorhaben oder Arbeit nachzudenken.
Viel Freude und Erfolg beim Ausprobieren!